Alles zum Thema Feuerschutz bei Tresoren
Grundlegendes
Tresore bestehen in der Regel aus Eisen oder Stahl. Daher ist grundsätzlich jeder Tresor bis zu einer bestimmten Temperaturgrenze feuerbeständig. Erst beim Erreichen der Schmelztemperatur, die bei Eisen und Stahl weit über 1000°C liegt, wird der Tresor-Korpus im Brandfall zerfließen. Der Tresor-Inhalt hingegen würde schon bei weitaus niedrigeren Temperaturen zerstört werden, da dieser in seltensten Fällen aus Eisen oder Stahl besteht. So entzündet sich dünnes Papier (Zeitungspapier) bereits ab einer Temperatur von 175°C im Inneren des Tresors selbst. Der Feuerschutztresor hat daher die Aufgabe nicht nur das Eindringen von Flammen, Gasen oder Löschwasser in den Innenraum zu verhindern sondern auch den Temperaturanstieg im Innenraum möglichst gering zu halten.
Die jeweiligen Anforderungen an den Feuerschutz richten sich in der Norm nach der Art des Tresor-Inhalts. Es wird zwischen Papier (P) und Datenträgern (D bzw. DIS) unterschieden. Dementsprechend gibt es bei der Auswahl eines Feuerschutztresors die Option „Dokumententresor“ für Papier oder „Datensicherungsschrank“ für Datenträger. Für Letztere gelten noch höhere Anforderungen als für Papier, da besonders Magnetbänder – ein immer noch häufig verwendetes Speichermedium – sehr hitze- und feuchtigkeitsemfindlich sind. Die unterschiedlichen Anforderungen für Papier und Datenträger finden auch im Prüfverfahren Berücksichtigung. Sowohl der Prüfaufwand und Prüfablauf als auch die Messeinrichtungen und Messstellen richten sich nach dem zu prüfenden Feuertresor-Typ. Erst nach bestandener Feuerschutzprüfung erhält der Tresor seine offizielle Feuerschutz-Prüfplakette.

Beispiel Prüfplakette VdS


Ein ganz wesentlicher Aspekt soll an dieser Stelle erwähnt werden: Der Feuerschutz ist unabhängig vom Einbruchschutz! Während der Feuerschutz den Tresor-Inhalt vor der Zerstörung im Brandfall bewahrt, verhindert der Einbruchschutz den Diebstahl des Tresor-Inhalts. Beides muss getrennt betrachtet werden! Die Anforderung des Feuertests nach EN 15659 unterstreicht dies indem nicht mal ein Schloss am Tresor gefordert wird. So kann ein Tresor mit dem maximalem Feuerschutz „S120 DIS“ nach EN 1047-1 einbruchstechnisch ein Kinderspiel sein und umgekehrt ein Wertschutzschrank der Klasse V nach EN 1143-1 im Brandfall nur noch verbranntes Papier enthalten. Selbstverständlich gibt es auch Tresore die beide Eigenschaften – Feuer- und Einbruchschutz – erfüllen, sogenannte Duplexschränke. Diese besitzen gleich zwei Prüfplaketten im Inneren und sind entsprechend hochpreisig. Deshalb sollte man sich bei der Anschaffung immer gut überlegen, welche Anforderungen der Tresor primär erfüllen muss und dabei auch das Umfeld, in dem der Tresor aufgestellt wird, berücksichtigen. Manchmal kommt man zu der Erkenntnis, dass ein Tresor für Papierdokumente primär einen passenden Feuerschutz benötigt und weniger einen hohen Einbruchschutz.
Die Feuerschutzprüfung
Für die Feuerschutzprüfung gibt es im Wesentlichen zwei wichtige Normen, nach denen Tresore zertifiziert werden können:
EN 15659
EN 1047-1
Zertifizierung nach EN 15659
Die Europa-Norm EN 15659 dient zur Ermittlung der Widerstandsfähigkeit leichter Brandschutzschränke gegen Brand. Zur Einstufung wird die Zeit in Minuten herangezogen, bis zu der sich Papier-Dokumente im Tresor-Innenraum selbst entzünden. Je stärker die Abschirmung der Tresorwände gegen Hitze, desto langsamer steigt die Temperatur im Tresor, desto später entzündet sich der Tresor-Inhalt. Die EN 15659 unterscheidet zwischen zwei Feuerschutz-Klassen: die Stufe LFS 30 P und Stufe LFS 60 P. Die Klassen setzen sich wie folgt zusammen: Light Fire Safe 30 bzw. 60 Minuten für Papier. Im Gegensatz zur EN 1047-1 sind die Anforderungen der EN 15659 an die Prüfung des Feuerschutzes deutlich geringer. So liegen die Güteklassen LFS 30 P und LFS 60 P mit ihren Anforderungen unterhalb der S 60 P nach EN 1047-1. Auch wird in der EN 15659 keine Feuerstoß- und Sturzprüfung gefordert, sondern nur die Feuerwiderstandsprüfung, bei der zudem weder die Luftfeuchtigkeit im Innenraum noch Abkühl-Temperaturkurven erfasst oder bewertet werden. Letztlich stellt die EN 15659 eine „light“-Version der EN 1047-1 dar, die durch die geringeren Prüfanforderungen eine Feuerschutzplakette auch für günstigere Tresore ermöglicht. Dadurch werden auch die Kunden erreicht, die sich ansonsten gegen jegliche Art von feuerhemmenden Tresoren entschieden hätten.
Zertifizierung nach EN 1047-1
Die Europa-Norm EN 1047-1 umfasst den stand heute härtesten Feuertest für Datensicherungsschränke und Disketteneinsätze. Als gleichwertig zu betrachten ist das VDMA-Einheitsblatt 24991-1, welches sich ebenfalls nach der EN 1047-1 richtet. Die Einstufung erfolgt ähnlich zur EN 14549 anhand der Zeit in Minuten bis zur Selbstentzündung bzw. Zerstörung des Tresor-Inhalts, mit dem Unterschied, dass neben Papier (P) auch moderne Datenträger (D) und Disketten / Magnetbänder (DIS) Prüfgegenstand sind. Die Anforderungen für Datenträger sind nochmals höher als für Papier. So darf sich der Tresor-Innenraum im gesamten Feuertest nur um maximal +30°C gegenüber dem Startwert von +20°C erwärmen und auch die Luftfeuchtigkeit nicht über das Maximum von 85% steigen. Bei Papier sind hingegen bis zu +150°C Temperturanstieg zulässig. Der Feuertest nach EN 1047-1 dauert insgesamt 24 Stunden und stellt ein realitätsnahes Brand-Szenario dar. Alles beginnt mit der Feuerwiderstandsprüfung, bei dem der Tresor für ein bis zwei Stunden auf 1090°C erhitzt wird und die Temperatur und Luftfeuchte (nur bei Datenträgern) im Inneren sowohl beim Aufwärmen als auch beim Abkühlen erfasst wird. In Anschluss wird der noch heiße Tresor bei der Feuerstoß- und Sturzprüfung (wird für Disketteneinsätze nicht durchgeführt!) aus knapp 9,15 Metern Höhe auf ein Kiesbett fallen gelassen, was einem Sturz aus dem 3. Stock eines brennenden Gebäudes simulieren soll. Der Korpus darf in keinem Fall Risse bekommen oder aufplatzen. Nach dem Abkühlen wird der Tresor inspiziert und erhält eine der offiziellen Feuerwiderstandsklassen, die wie folgt lauten: S 60 P bzw. S 120 P für Papier, S 60 D bzw. S 120 D für moderne Datenträger und S 60 DIS bzw. S 120 DIS für Disketten / Magnetbänder.
Alle Feuerschutzklassen im Überblick
In der folgenden Auflistung finden Sie alle offiziellen Feuerschutzklassen für Tresore. Neben der Einstufung mit Norm ist zu jeder Klasse auch die die Art des Tresor-Inhalts, die Schutzdauer und die maximale Innenraum-Temperatur im Brandfall angegeben.
LFS 30 P
Feuerschutzklasse-
- leichter Brandschutzschrank
- i
- Norm EN 15659
-
- Feuerschutz für Papier
-
- Schutzdauer max. 30 Min.
-
- Temperatur max. 170°C (Innenraum)
LFS 60 P
Feuerschutzklasse-
- leichter Brandschutzschrank
- i
- Norm EN 15659
-
- Feuerschutz für Papier
-
- Schutzdauer max. 60 Min.
-
- Temperatur max. 170°C (Innenraum)
S 60 P
Feuerschutzklasse-
- Datensicherungsschrank
- i
- Norm EN 1047-1
-
- Feuerschutz für Papier
-
- Schutzdauer min. 60 Min.
-
- Temperatur max. 170°C (Innenraum)
S 120 P
Feuerschutzklasse-
- Datensicherungsschrank
- i
- Norm EN 1047-1
-
- Feuerschutz für Papier
-
- Schutzdauer min. 120 Min.
-
- Temperatur max. 170°C (Innenraum)
S 60 D
Feuerschutzklasse-
- Datensicherungsschrank
- i
- Norm EN 1047-1
-
- Feuerschutz für Datenträger und hitzeempfindliches Papier
-
- Schutzdauer min. 60 Min.
-
- Temperatur max. 70°C (Innenraum)
S 120 D
Feuerschutzklasse-
- Datensicherungsschrank
- i
- Norm EN 1047-1
-
- Feuerschutz für Datenträger und hitzeempfindliches Papier
-
- Schutzdauer min. 120 Min.
-
- Temperatur max. 70°C (Innenraum)
S 60 DIS
Feuerschutzklasse-
- Datensicherungsschrank
- i
- Norm EN 1047-1
-
- Feuerschutz für empfindliche Datenträger
-
- Schutzdauer min. 60 Min.
-
- Temperatur max. 50°C (Innenraum)
S 120 DIS
Feuerschutzklasse-
- Datensicherungsschrank
- i
- Norm EN 1047-1
-
- Feuerschutz für empfindliche Datenträger
-
- Schutzdauer min. 120 Min.
-
- Temperatur max. 50°C (Innenraum)
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