Alle Tresor-Sicherheitsklassen im Überblick
Grundlegendes
In diesem Artikel möchten wir Licht ins Dunkle der Sicherheitsklassen für Tresore bringen und einen detaillierten Einblick in Zertifizierung von Tresoren geben. Grundsätzlich gibt es bei Tresoren keine Verpflichtung zur Zertifizierung! Ein Tresor-Hersteller kann daher seine Produkte nach eigenem Ermessen prüfen, bewerten und einstufen. So gibt es eine Vielzahl an Tresoren am Markt die entweder überhaupt keine offizielle Sicherheitsstufe besitzen oder auf eine veraltete Bauvorschrift verweisen, wie z.B. Tresore der Stufe A und B nach VDMA. Solche Tresore haben keinen offiziellen Einbruchschutz!
Eine Aussage über Schutz und Sicherheit eines Tresors kann daher nur über ein objektives, standardisiertes, immer gleiches Testverfahren getroffen werden. Diese Prüfungen werden von unabhängigen und neutralen Instituten wie der VdS Schadenverhütung GmbH (kurz VdS) in Deutschland oder der European Certification Body GmbH (kurz ECB) in Europa nach einer gültigen Prüfnorm durchgeführt. Im Zuge der Zertifizierungsprüfung werden u.a. aufwändige Aufbruchversuche mit mechanischen und thermischen Einbruchwerkzeugen durchgeführt und sowohl der Korpus als auch das verbaute Tresor-Schloss attackiert bzw. manipuliert. Die Höhe des Widerstands des Tresors gegenüber diesen Angriffen wird abschließend mit einer offiziellen Prüfplakette im Inneren des Tresors bescheinigt. Erst dadurch werden Tresore untereinander wirklich vergleich- und unterscheidbar.


Diese Vergleichbarkeit ist besonders für Versicherungen wertvoll, da nur dadurch eine sogenannte Zeichnungsgrenze (maximale Versicherungssumme für den Wert des Tresor-Inhalts) festgelegt werden kann. Die Zeichnungsgrenze steigt mit der Höhe des Einbruchschutzes bzw. der Sicherheitsstufe des Tresors und unterscheidet zudem zwischen privater und gewerblicher Nutzung. Die Versicherungssummen im privaten Bereich liegen deutlich höher als im gewerblichen Bereich und lassen sich in beiden Fällen durch den Nachweis einer Einbruchmeldeanlage (EMA) erheblich erhöhen.
Die Einbruchschutzprüfung
Für die Einbruchschutzprüfung gibt es aktuell nur zwei gültige Normen, nach denen Tresore zertifiziert werden können:
EN 14450
für Sicherheitsschränke
EN 1143-1
für Wertschutzschränke
Zertifizierung nach EN 14450
Die Europa-Norm EN14450 für Sicherheitsschränke der Stufe S1 und S2 hat überwiegend Verwendung für Tresore im Privatbereich. Die Einstufung erfolgt auf Basis von Sicherheitspunkten „SU“ (Security Units) und Werkzeugpunkten „TP“ (Tool Points). Für die Berechnung der Sicherheitspunkte SU wird die Arbeitszeit für den Aufbruch und ein sogenannter Werkzeugkoeffizient (jedes Aufbruchwerkzeug hat einen eigenen Faktor in der SU-Berechnung) herangezogen. Die Berechnung der Werkzeugpunkte TP basiert hingegen auf den zum Aufbruch eingesetzten Werkzeugen und deren Punktezahl. Je stärker das Werkzeug, desto höher dessen Punktezahl. Für die Stufe S1 werden mindestens 2 SU und 40 TP benötigt, für Stufe S2 mindestens 5 SU und 60 TP. Der genaue Wert einer SU bzw. eines TP bleibt jedoch stets geheim, damit keine Rückschlüsse auf die benötigte Aufbruchzeit und die dafür nötigen Werkzeuge getroffen werden können! Den Abschluss der Zertifizierungsprüfung nach EN 14450 bildet die Prüfung der Schlossqualität nach EN1300 und eine Verankerungsprüfung, bei der die Auszugskraft ermittelt und bewertet wird.
- Sicherheitsstufe S1 – weitgehender Einbruchschutz gegen mechanische Werkzeuge. Schutz gegen leichte Brände.
- Sicherheitsstufe S2 – weitgehender Einbruchschutz gegen mechanische Werkzeuge über S1 hinaus. Schutz gegen leichte Brände.
Zertifizierung nach EN 1143-1
Die Europa-Norm EN1143-1 für Wertschutzschränke der Klasse N/0 bis V findet Verwendung vom privaten bis in den Hochsicherheitsbereich. Die Einstufung der Tresore dieser Sicherheitsnorm erfolgt über den Widerstandswert „RU“ (Resistance Unit). Ähnlich wie bei der EN14450 errechnet sich der Widerstandswert aus der Dauer für den Aufbruch und dem dafür eingesetzten Werkzeug, wobei zwischen mechanischen und thermischen Werkzeugen unterschieden wird. Der Widerstandswert „30/50 RU“ weißt auf eine Aufbruchzeit von 30 RU gegenüber mechanischen und 50 RU gegenüber thermischen Werkzeugen hin. Der Zeitwert einer RU ist ebenfalls geheim! Je höher der RU-Wert, desto größer der Widerstand. Die Zertifizierungsprüfung nach EN1143-1 ist unterteilt in Aufbruchversuche mit Teilzugriff (nur ein Teil des Tresor-Innenraums ist zugänglich, z.B. durch ein Loch) und einen Aufbruchversuch mit Vollzugriff (der komplette Tresor-Innenraum ist zugänglich). Ebenfalls Umfang der Prüfung sind gezielte Aufbruch- und Manipulationsversuche am Schloss und der Verankerung des Tresors. Im Gegensatz zur EN14450 ist bei der EN1143-1 die Schlossklasse nach EN1300 und die Anzahl an Schlössern fest vorgeschrieben. So verlangt zum Beispiel die Sicherheitsstufe IV mindestens zwei Schlösser der Stufe 2 nach EN1300.
- Widerstandsgrad N(0) – geprüfter Einbruchschutz gegen mechanische & thermische Werkzeuge (30/30 RU)
- Widerstandsgrad I – geprüfter Einbruchschutz gegen mechanische & thermische Werkzeuge (30/50 RU)
- Widerstandsgrad II – geprüfter Einbruchschutz gegen mechanische & thermische Werkzeuge (50/80 RU)
- Widerstandsgrad III – geprüfter Einbruchschutz gegen mechanische & thermische Werkzeuge (80/120 RU)
- Widerstandsgrad IV – geprüfter Einbruchschutz gegen mechanische & thermische Werkzeuge (120/180 RU)
- Widerstandsgrad V – geprüfter Einbruchschutz gegen mechanische & thermische Werkzeuge (180/270 RU)
Ungültige Normen
Aktuell wird eine ungültige Norm immer noch häufig zitiert und in Verkaufstexten beworben:
VDMA 24992
für Stahlschränke
Zur VDMA 24992 zählen die Sicherheitsstufen Stufe A und Stufe B. Streng genommen handelt es sich hierbei nicht um eine klassische Norm, sondern um eine Bauvorschrift für Stahlschränke des VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V.) konstruiert. Diese Bauvorschrift ist im Einheitsblatt VDMA 24992 Stand Mai 1995 festgehalten und mittlerweile nicht mehr gültig, da das Einheitsblatt am 31. Dezember 2003 vom VDMA ersatzlos zurückgezogen wurde. Damit endet auch die Überwachung der Tresor-Hersteller durch den VDMA. Tresore der Sicherheitsstufen A und B haben demnach keine gültige Zertifizierung! Als Nachfolger des Einheitsblatts VMDA 24992 wurde die Europa-Norm EN14450 mit ihren Sicherheitsstufen S1 (ehem. A) und S2 (ehem. B) eingeführt, deren Anforderungen oberhalb der des Einheitsblatts VMDA 24992 liegen.
- Sicherheitsstufe A – leichter Einbruchschutz gegen mechanische Werkzeuge. Kein Schutz gegen Brände.
- Sicherheitsstufe B – leichter Einbruchschutz gegen mechanische Werkzeuge. Schutz gegen leichte Brände.
Alle Sicherheitsstufen im Überblick
In der folgenden Auflistung finden Sie alle offiziellen Sicherheitsstufen für Tresore. Neben der Einstufung mit Norm ist zu jeder Stufe auch die Widerstandseinheit (sofern vorhanden), die vorgegebene Schlossklasse und der maximal versicherbare Wert bei privater oder gewerblicher Nutzung angegeben.
A
Sicherheitsklasse-
- Stahlschrank
- i
- Bauvorschrift VDMA 24992 (nicht mehr gültig!)
- ~
- keine Vorgabe für Schloss
-
- leichter Einbruchschutz
-
- bis 2.500 EUR versicherbar (private Nutzung)
-
- bis 2.500 EUR versicherbar (gewerbliche Nutzung)
B
Sicherheitsklasse-
- Stahlschrank
- i
- Bauvorschrift VDMA 24992 (nicht mehr gültig!)
- ~
- keine Vorgabe für Schloss
-
- begrenzter Einbruchschutz
-
- bis 2.500 EUR bzw. bis 40.000 EUR (bei 200kg) versicherbar (private Nutzung)
-
- bis 2.500 EUR bzw. bis 10.000 EUR (bei 300kg) versicherbar (gewerbliche Nutzung)
S1
Sicherheitsklasse-
- Sicherheitsschrank
- i
- Norm EN 14450
- ~
- 1 x Schloss Klasse 1
-
- Widerstandseinheit: 2.0 SU / 40 TP
-
- bis 5.000 EUR versicherbar (private Nutzung)
-
- nicht versicherbar (gewerbliche Nutzung)
S2
Sicherheitsklasse-
- Sicherheitsschrank
- i
- Norm EN 14450
- ~
- 1 x Schloss Klasse 1
-
- Widerstandseinheit: 5.0 SU / 60 TP
-
- bis 20.000 EUR versicherbar (private Nutzung)
-
- nicht versicherbar (gewerbliche Nutzung)
0
Sicherheitsklasse-
- Wertschutzschrank
- i
- Norm EN 1143-1
- ~
- 1 x Schloss Klasse 1
-
- Widerstandseinheit: 30 / 30 RU
-
- bis 40.000 EUR / 80.000 EUR (mit EMA) versicherbar (private Nutzung)
-
- bis 10.000 EUR / 20.000 EUR (mit EMA) versicherbar (gewerbliche Nutzung)
I
Sicherheitsklasse-
- Wertschutzschrank
- i
- Norm EN 1143-1
- ~
- 1 x Schloss Klasse 1
-
- Widerstandseinheit: 30 / 50 RU
-
- bis 65.000 EUR / 130.000 EUR (mit EMA) versicherbar (private Nutzung)
-
- bis 20.000 EUR / 40.000 EUR (mit EMA) versicherbar (gewerbliche Nutzung)
II
Sicherheitsklasse-
- Wertschutzschrank
- i
- Norm EN 1143-1
- ~
- 1 x Schloss Klasse 1
-
- Widerstandseinheit: 50 / 80 RU
-
- bis 100.000 EUR / 200.000 EUR (mit EMA) versicherbar (private Nutzung)
-
- bis 50.000 EUR / 100.000 EUR (mit EMA) versicherbar (gewerbliche Nutzung)
III
Sicherheitsklasse-
- Wertschutzschrank
- i
- Norm EN 1143-1
- ~
- 1 x Schloss Klasse 2
-
- Widerstandseinheit: 80 / 120 RU
-
- bis 200.000 EUR / 400.000 EUR (mit EMA) versicherbar (private Nutzung)
-
- bis 100.000 EUR / 200.000 EUR (mit EMA) versicherbar (gewerbliche Nutzung)
IV
Sicherheitsklasse-
- Wertschutzschrank
- i
- Norm EN 1143-1
- ~
- 2 x Schloss Klasse 2
-
- Widerstandseinheit: 120 / 180 RU
-
- bis 400.000 EUR / 800.000 EUR (mit EMA) versicherbar (private Nutzung)
-
- bis 150.000 EUR / 300.000 EUR (mit EMA) versicherbar (gewerbliche Nutzung)
V
Sicherheitsklasse-
- Wertschutzschrank
- i
- Norm EN 1143-1
- ~
- 2 x Schloss Klasse 2
-
- Widerstandseinheit: 180 / 270 RU
-
- bis 500.000 EUR / 1.000.000 EUR (mit EMA) versicherbar (private Nutzung)
-
- bis 250.000 EUR / 500.000 EUR (mit EMA) versicherbar (gewerbliche Nutzung)
Unser Tresor-Finder
Unser Tresor-Finder unterstützt Sie dabei, einen passenden auf Ihre Bedürfnisse und Wünsche abgestimmten Tresor zu finden. Mit ihm können Sie unsere große Anzahl an ausgesuchten Tresoren nach bestimmten Merkmalen durchsuchen und auf diese einschränken. Zudem finden Sie zu jedem unserer Tresore einen ausführlichen Testbericht in dem alle Merkmale des Tresors auflistet und bewertet werden. Sollten Sie noch unsicher sein, was es alles beim Tresor-Kauf zu beachten gibt, so können Sie sich gerne zuerst mit unseremTresor-Ratgeber informieren.
0 Kommentare